Analfisteln entstehen meistens als Folge einer Entzündung im Bereich der so genannten Proktodealdrüsen im Enddarmbereich. Diese Drüsen liegen am Übergang der Dickdarmschleimhaut zum Analkanal. Während sie bei Säugetieren als Duftdrüsen eine wichtige Rolle spielen, haben sie beim Menschen ihre Funktion verloren.
Da die Drüsen in das Darminnere münden, können Bakterien aus dem Darm in die Drüsen eindringen und dort eine Entzündung verursachen. Als Folge dieses Infektes bildet sich eitriges Sekret, das sich abkapseln und so zu einem perianalen Abszess führen kann. Besteht dieser kleine Abszess, der oft keine Symptome verursacht, für eine längere Zeit, können sich durch die chronische Entzündung Gänge (Fisteln) bis zur Hautoberfläche ausbilden. Seltener auch in die Harnblase oder Scheide. In manchen Fällen endet eine Fistel auch als "Sackgasse" blind im Gewebe.
Eine Steißbeinfistel ist dagegen ein eigenes Krankheitsbild und hat keine Verbindung zum Analkanal.
Analfisteln können aber auch als Folge einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie etwa Morbus Crohn oder einer Divertikulitis auftreten. Gehäuft treten die Fisteln zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf, wobei mehr Männer betroffen sind, da Sie mehr Drüsen besitzen. Oft macht sich eine Analfistel als ein Abszess im Afterbereich erstmalig bemerkbar (sog. perianaler Abszess), welcher unter Vollnarkose als Notfall ausgeräumt werden muss. Nur selten lässt sich in diesem akuten Stadium eine Fistel darstellen, da das Gewebe stark angeschwollen und brüchig ist.
Die Einteilung der Analfisteln erfolgt in Bezug zum Schließmuskel.
Wichtige anatomische Strukturen sind dabei der Innere und Äußere Schließmuskel und eine Zackenlinie (Linda dentata), die ca 2cm innerhalb des Analkanals liegt.
Nicht immer ist jedoch eine klare Zuordnung in den entsprechenden Typ möglich.
Eine Analfistel muss immer operiert werden und heilt nie spontan aus.
Allerdings kann eine Fistel über einen längeren Zeitraum keine oder nur geringe Symptome verursachen, also stumm sein. Symptome sind meistens ein Nässen um den After herum, was zur Verschmutzung der Unterwäsche führt und auch stark riechen kann. Oft lässt sich auch eine kleine derbe Schwellung um den After herum tasten.
Eine nicht therapierte Fistel kann durch wiederkehrende Entzündungen mit Abszessbildung zu einer Schädigung des Schließmuskels führen und ggf. auch in seltenen Fällen zu einer bösartigen Entartung führen. Die Art der Operation hängt dabei von dem Verlauf der Fistel ab. Dabei ist der Bezug zum Schließmuskel für die Therapiewahl von entscheidender Bedeutung.
Aufgrund der unterschiedlichen Lage der Analfisteln zu dem Schließmuskel gibt es eine große Variationen an Operationsverfahren. Diese sind teilweise sehr schmerzhaft und mit einer langen Wundheilung verbunden, wonach aber die Erkrankung seltener wieder auftritt. Dagegen gibt es schmerzärmere, minimal invasive Verfahren, die recht unproblematisch bei der Operation sind, aber häufiger zu Rezidiven führen.
Es ist daher vor einer geplanten Operation sehr schwierig das perfekte Verfahren vorherzusehen. Das ist der Grund, weshalb Patienten in der Regel über mehrere Operationsmöglichkeiten wie z.B. der Fistelspaltung, der Lappenplastik (Flap) oder der Fadendrainage umfassend aufgeklärt werden. Erst unter einer Narkose kann der Fistelgang mit seiner Länge und dem Verlauf mittels Sonden diagnostiziert werden und danach entscheidet sich erst die entsprechende Therapie. Da der Patient narkotisiert ist, kann er dazu nicht gefragt werden, weshalb diese Entscheidungsfreiheit der Operationsmethode vor der Operation von dem Patienten dem Operateur im Aufklärungsgespräch zugesichert wird.
Anzumerken ist, dass alle Operationen in Narkose erfolgen sollten um eine optimale Therapie zu ermöglichen. Eine Untersuchung des Ganges ist sehr schmerzhaft und muss meistens nach 1cm abgebrochen werden.
Die Häufigkeit einer erneuten Analfistel (Rezidiv) nach einer Operation ist leider sehr groß. Abhängig davon ist die Fistellage und auch die Art der Operation. Da die meisten Fisteln in Verbindung zum Schließmuskel stehen und damit bei einer operativen Therapie eine große Gefahr einer Schließmuskelschwäche (Inkontinenz) besteht, ist das operative Verfahren sehr sorgfältig zu wählen. Studien zeigen teilweise gute Ergebnisse nach Operation, das eine Fistel nicht wieder auftritt, dafür ist dann aber das Verfahren mit einer hohen Inkontinenzgefahr verbunden.
Grob zusammengefasst besteht nach einer Operation eine Rezidivwahrscheinlichkeit von ca 20-50%. Daher sollte das schonenste Verfahren unser Ansicht nach den Vorzug erhalten und erst bei Rezidiven eine umfangreichere Operation mit entsprechender Schließmuskelgefährdung erfolgen.
Das Ausschneiden einer Analfistel, wenn möglich, ist immer noch das sicherste Operationsverfahren mit den besten Ergebnissen, aber leider nicht immer möglich.